Vorweihnachtsstress? – Mach ich dieses Jahr nicht mit!

Nadine Nentwig berichtet in ihrer Kolumne darüber, mit welchen Herausforderungen man als berufstätige Frau (und engagierte Zweifachmama) tagtäglich zu kämpfen hat. Erfahrungen aus dem Joballtag hat sie dafür genug, denn sie war fünf Jahre lang Inhaberin und Geschäftsführerin einer Fashion PR-Agentur, mit der sie einst kläglich scheiterte. Seither arbeitet sie freiberuflich als Autorin. In ihrem Ratgeber „Kluge Frauen scheitern anders“ gibt sie Tipps rund um das Thema Selbstständigkeit, Scheitern und wieder Aufstehen.

NentwigHilfe, es ist wieder soweit. Die „besinnliche“ Vorweihnachtszeit steht an. Und wer auch immer behauptet hat, DAS sei die schönste Zeit des Jahres, eine ­Mutter war’s sicher nicht.

Für mich als berufstätige Zweifachmom beginnt jetzt nämlich der ultimative Stresstest. Denn zusätzlich zum normalen Alltagswahnsinn darf ich jetzt auch noch Plätzchen backen, Lebkuchenhäuser verzieren, die Weihnachtsdeko aus dem Keller kramen, Geschenke besorgen, Festtagsmenüs planen, auf Adventsnachmittagen aushelfen, Feiertagsbesuche koordinieren und und und. Dabei war mir ja vorher schon nicht gerade langweilig, und so stelle ich mir jedes Jahr aufs Neue die Frage: Wie zur Hölle soll ich das alles schaffen? 

Aber klar, macht man ja gerne für die lieben Kleinen. Wenn sie wenigstens dankbar wären. Tatsächlich läuft’s bei uns selten so ab wie in der Schokoladenwerbung. Das Plätzchenbacken endet regelmäßig im Chaos, weil entweder Kind 1 bereits den rohen Teig aufgegessen hat, bevor überhaupt einer zum Ausrollen oder Ausstechen gekommen ist. Oder Kind 2 aus dem Teig keine Sterne und Glöckchen aussticht, sondern lieber ­lustige Kackhaufen mit Augen formen will. Nach dem Öffnen der liebevoll befüllten Adventskalendersäckchen wird sich allmorgendlich beschwert, weil statt des neuen Lego­fighters Glitzer­aufkleber mit Weihnachtsmotiven drin sind. Und für mein aufwendiges Schokosoufflé hat an Heiligabend auch keiner Zeit, weil dann ja entweder dringend mit den neuen Geschenken gespielt werden muss oder – wenn wir das Dinner vor der Bescherung machen – alle zwei Sekunden gefragt wird, wann denn jetzt endlich Bescherung ist. Da stellt „Frau“ sich schon die Frage: Wozu eigentlich der ganze Stress? Und geht’s vielleicht auch anders?

Ansich finde ich die Vorweihnachtszeit mit ihren romantischen Lichtern, Weihnachtsmärkten und gemütlichen Adventsnachmittagen nämlich schon ganz nett. Wäre halt nur schön, wenn man’s auch mal genießen könnte. Womit wir bei Frage Nummer zwei wären: Wer hält mich denn davon ab? Eigentlich doch nur ich selbst mit meinen überzogenen Ansprüchen und meinem latenten Hang zum Perfektionismus. Denn, mal ganz ehrlich: Nicht alle Plätzchen müssen selbst gebacken, nicht alle ­Adventskalender handbefüllt sein, und keiner stirbt, wenn die Schokomousse an Heiligabend aus der Packung kommt. 

Und deshalb lautet mein Vorsatz für dieses Jahr: Einfach mal ­locker lassen und einen Gang runterschalten. Dann klappt’s vielleicht auch mit dem Genießen. Die Kinder erinnern sich später dann vielleicht nicht unbedingt daran, wie im Haus alles nach ­frischgebackenen Plätzchen geduftet hat, dafür aber an eine schöne, gemütliche Zeit mit einer entspannten Mutter. Und genau das ist es doch, worauf es an Weihnachten wirklich ankommt. 

Von Nadine Nentwig
Fotos: iStock Photo © franckreporter, privat

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